Ausführlicher Reisebericht


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Zwölf Stunden Busfahrt für eine Strecke von 165 Kilometern: Auf dem Weg von Kathmandu nach Chitwan erlebten wir Nepal live.

Nachdem wir uns zwei Tage lang vom anstrengenden Flug in Nepals Hauptstadt Kathmandu ausgeruht hatten, ging die Reise schon weiter. Das Dorf, in welchem das gemeinsame Projekt der Child Welfare Organization (CWO) und der Initiative Nepal nun anläuft, befindet sich nämlich im Süden des Landes in der Nähe der Grenze zu Indien.

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img_6967.jpgChitwan nennt sich diese Gegend und liegt auf gerade mal 200 Metern, während das Kathmandu-Tal sich inmitten des Himalaja auf rund 1000 Metern befindet. Wir mussten also einen Teil des Gebirges durchqueren, um in die ländliche Gegend in der Nähe des Chitwan Nationalparks mit seinen Elefanten, Krokodilen und Nashörnern zu gelangen. Die meisten Menschen denken bei Nepal an die eisigen verschneiten Berge des Himalajas. Doch als das Land mit den größten Höhenunterschieden beherbergt es auch die größte Vielfalt an Fauna und Flora. Das Klima ist ins besondere im Sommer zur Monsunzeit warm und feucht, sodass selbst auf 3000 Meter Höhe noch dichter Regenwald gedeiht.

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Ramsharan und ein weiterer Bruder von Keshab, dem Gründer unserer Partnerorganisation in Nepal, holte uns morgens um 7 im Hotel ab. Gemeinsam mit ihm und auch einigen weiteren Touristen bestiegen wir den Bus nach Chitwan. Irgendwann um acht vielleicht, als der Bus dann endlich voll war, ging es los.

img_7862.jpgZunächst schleppte er uns durch das Gewühle der Hauptstadt. Verkehrsregeln gibt es kaum und Ordnung auf den Straßen daher gar nicht. Anstatt zu blinken oder irgendeiner Vorfahrtsregel zu folgen wird einfach gehupt. Dann werden schon mal einspurige Straßen zu einem vielspurigen Geflecht aus Autos, Motorrädern, Bussen, LKWs, Fußgängern, Fahrradfahrern und Kühen. Nachdem wir uns durch die Stadt gekämpft hatten, befanden wir uns auf dem „Highway“ nach Chitwan. Die Landschaft war herrlich. Immer entlang eines großen Flusses kamen wir vorbei an Wasserfällen, die sich durch die dicht bewachsenen Hänge der Berge um uns herum schlängelten. Hängebrücken verbanden kleine Dörfer mit der Hauptstraße und mit anderen Dörfern entlang des „Highways“, deren Bewohner immer darauf hofften, dass ein Bus an ihrem Restaurant zum Mittagessen hält oder ein Fahrzeug gerade in der Nähe ihres Ladens eine Panne hat.

Und genauso erging es uns. Irgendwann Mittag rum klang der Motor unseres Busses ganz merkwürdig. Es ratterte und knatterte, wenn er zum Anstieg ansetzte. So verbrachten wir drei Stunden im Schatten eines kleinen Ladens, während ein mitreisender Geologieprofessor aus Österreich uns die Entstehung des Himalaja erklärte, wir irgendwelche trockenen Kekse und Chips aus diesem Lädchen verspeisten und der Busfahrer sich ein paar Mal von vorbeikommenden Bussen ins nächste Dorf mitnehmen ließ, um das richtige Werkzeug zur Reparatur heranzuschaffen. Schlussendlich kam er dann mit einem Mechaniker, der den Motor wieder zum laufen brachte.

Schön satt von den Naschereien, die wir uns während der langen Wartezeit gekauft hatten, waren wir um so genervter als der Busfahrer nach einer halben Stunde Fahrt schon wieder anhielt: Mittagspause! Aber wir hatten doch schon die ganze Zeit gegessen. Naja, einsehen mussten wir natürlich, dass auch der Busfahrer irgendwann mal etwas verköstigen muss. Diese Nepalesen lassen sich halt durch nichts aus der Ruhe bringen, auch nicht, wenn sich die Reise nun schon um drei Stunden verzögert hatte.

img_6987.jpgNach 30 Minuten ging es weiter in Richtung Chitwan. Wir erreichten Baratpur, eine der größten Städte Chitwans, so gegen vier recht zügig, doch hier kamen wir erneut zum stehen. Was anfangs den Anschein eines riesigen Staus hatte, stellte sich dann als Busfahrerstreik heraus, welcher die Zufahrt zur gesamten Stadt blockierte. Einen Tag zuvor war in Indien ein nepalesischer Busfahrer umgebracht worden und da weder die Polizei noch die Justiz gegen solche Fälle irgendetwas anstellen, endet dies meist in Streiks, die einzige Möglichkeit der Nepalesen sich in irgendeiner Weise gegen die Ignoranz des Staates zu wehren. Wir wurden während unseres weiteren Aufenthalts in Nepal noch einige Male Zeugen davon.

Wie es nun weiter gehen sollte, stand völlig offen. Die einen sagen so, die anderen so und am Ende kommt es doch ganz anders. Es könnte sein, dass die Blockade vor dem nächsten Tag gar nicht mehr aufgehoben würde oder, dass es in wenigen Minuten weitergeht, meinte Ramsharan. Die Nepalesen sind in solchen Sachen immer sehr spontan.

Und so warteten wir einfach ab. Nach einer Stunde kam die Fahrzeugmenge in Bewegung. Es ging weiter! Doch kurze Zeit später standen wir schon wieder. Da zu dieser sommerlichen Jahreszeit nicht allzu viele Touristen nach Nepal reisten, waren wir nicht in einem gekennzeichneten Touristenbus unterwegs, sondern in einem ganz normalen, in dem auch einige Nepalesen mitreisten. Daher wollte man uns zunächst wie auch alle anderen Busse nicht weiter lassen. Als dann allerdings erkannt wurde, dass unser Bus voll von Touris war, durften wir die Kreuzung queren und vorbei an allen anderen Bussen weiter nach Sauraha, unserem Zielort hier in Chitwan, reisen. Einerseits waren wir ja froh, dass wir nun nicht im Bus nächtigen mussten bis zur vollständigen Aufhebung der Blockade. Andererseits war es aber auch kein schönes Gefühl, so als VIP an den „Gesetzen“ der Gesellschaft vorbeigeschleust zu werden. Touristen werden in Nepal oftmals wie die heiligen Kühe behandelt, denn sie sind es, die die Devisen ins Land bringen.

img_6997.jpgGegen sechs ereichten wir dann Sauraha, wo Keshab uns empfing mit einem russischen Jeep noch aus dem Zweiten Weltkrieg, den ihm ein Freund geliehen hatte, der von einem weiteren Freund gefahren wurde und der uns in den nächsten Tagen hier in Chitwan zur Verfügung stand. Als würden sie uns verfolgen, flüchteten wir vor Furcht einflößenden Regenwolken, die immer näher kamen. Gerade hatten wir unser Hotel, welches sich ganz in der Nähe von Keshabs Büro befand, erreicht, da krachten die Wolken auch schon auf uns nieder. So erlebten wir auch noch ein bisschen Monsun, welcher diesen Sommer allerdings sehr selten war.

Zu Abend aßen wir mit Keshabs Familie und mit Nellika aus den Niederlanden. Sie ist ebenfalls Unterstützerin des Bildungszentrum-Projektes. Gemeinsam mit einer Gruppe aus Holland spendete sie weitere 9000 Euro dem Projekt, womit nun ein zweites Stockwerk auf das von uns finanzierte Haus gesetzt wird und ein weiteres Stück Land gekauft werden konnte.

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Gleich am nächsten Tag brachten uns der alte Jeep und sein Fahrer in das Dorf, in dem sich das entstehende Bildungszentrum befindet. Mit roten Tikka (einem Farbklecks, der auf die Stirn gebracht wird und Glück und ein langes Leben bringen soll) und Blumenketten wurden wir herzlich von einer Frauengruppe, welche bereits unter Leitung von Nellika an einem Nähkurs im Vorgarten des Hauses unter einem vor der brütenden Hitze schützendem Bambusdach teilnahm, begrüßt.

p8100006.jpgEine Vielzahl von Bauarbeitern war mit der Errichtung des zweiten Stockwerkes beschäftigt. Und so wimmelte und wuselte es um uns herum – die Menschen des Dorfes sind engagiert und dies ist ein Zeichen dafür, dass sie die Bildungsstätte auch annehmen.

In Kontakt mit weiteren Menschen, welchen das Haus nach seiner Einrichtung dann dienen soll, kamen wir während eines großen Mittagessens, welches Keshab mehrmals im Jahr für Familien, die nur einmal höchsten zweimal am Tag eine einfache Mahlzeit bekommen, organisiert. Schon am Morgen reisten wir wieder mit dem Jeep an und halfen beim schnippeln von Gemüse. Riesige Schalen voll von Zwiebeln, Kartoffeln, Knoblauch, Blumenkohl und Kräutern wurden zerhackt, während eine Gruppe von Fleischern eine Ziege schlachtete. Hinter dem Haus wurden einige Löcher gegraben, in ihnen Holz angezündet und darauf das Gemüse, der Reis und die Ziege zum Kochen gebracht.

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Die Köche sind wahre Könner. Das Essen war ausgezeichnet. Ungefähr 50 sehr arme Menschen aus der Umgebung waren eingetroffen und durften sich mit Fleisch und allem anderen so richtig satt essen. Anschließend gab Nellika noch einen Schnellkurs im Zähneputzen und es wurden Zahnbürsten und Zahnpasta, sowie auch Blusen und T-Shirts an die Frauen, Kinder und Männer verteilt.

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Einige der von Spendern signierten Kerzen unserer Aktion „Es ist besser eine Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu schimpfen“ hatten wir aus Deutschland mitgenommen und zum Schluss der Veranstaltung zu einem Herz aufgestellt. Der Raum wurde verdunkelt und die Kerzen schließlich angezündet. Dies schien nicht nur für uns ein bewegender Moment gewesen zu sein sondern auch für die dort anwesenden Nepalesen. Alle waren um das Herz herum versammelt und begannen plötzlich rhythmisch zu klatschen, während ein blinder Mann aus der Menge auf seiner Flöte spielte. Schade, dass sich diese Atmosphäre nicht mit der Fotokamera einfangen ließ. Aber der Dank der Menschen ist nach diesem Erlebnis gewiss.

Vielen Dank an unsere Spender und Helfer bei Benefizveranstaltungen !!!!!!!!!!!!!!
Ihr habt dieser Gemeinde eine neue Perspektive gegeben.

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One Response to Ausführlicher Reisebericht

  1. Pauline (Vereinsvorsitzende) says:

    “Es ist besser eine Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu schimpfen.” ist übrigens von Konfuzius und der Leitspruch vieler anderer NROs (z.B. Amnesty International).

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